Eine Festung gegen Ausbeutung errichten: Nutzung von ISO 37301 für Compliance-Programme im Rahmen der kanadischen Gesetzgebung zu Zwangs- und Kinderarbeit

Das Inkrafttreten des Gesetzes zur Bekämpfung von Zwangsarbeit und Kinderarbeit in Lieferketten (das „Gesetz“) in Kanada am 1. Januar 2024 markiert einen Wendepunkt im Engagement des Landes für ethische Beschaffung und die Beseitigung ausbeuterischer Praktiken innerhalb seiner Grenzen und seiner globalen Lieferketten. Das Gesetz verpflichtet einen erheblichen Teil der international tätigen kanadischen Unternehmen, robuste Compliance-Programme zu etablieren und aufrechtzuerhalten, um ihren Berichtspflichten nachzukommen und die Risiken von Zwangsarbeit und Kinderarbeit in ihren Lieferketten wirksam zu mindern. Im Rahmen dieser neuen Rechtslage können Unternehmen den robusten Rahmen der ISO 37301:2011 „Compliance-Management-Systeme – Anforderungen mit Anwendungshinweisen“ nutzen, um ein umfassendes und effektives Compliance-Programm aufzubauen.
Die Dringlichkeit der Einhaltung
Das Gesetz ist weitreichend und umfasst Unternehmen, die bestimmte Größen- und Umsatzgrenzen erreichen. Diese „Berichtspflichtigen“ sind verpflichtet, jährlich Berichte über ihre Bemühungen zur Identifizierung und Bekämpfung von Zwangs- und Kinderarbeitsrisiken in ihren Lieferketten vorzulegen. Die Nichteinhaltung der Berichtspflichten des Gesetzes kann zu Verwaltungsstrafen und Reputationsschäden führen.
Über die gesetzlichen Vorgaben hinaus zwingen ethische Überlegungen Unternehmen dazu, aktiv gegen Zwangs- und Kinderarbeit vorzugehen. Verbraucher und Investoren fordern von ihren Partnern zunehmend Transparenz und Rechenschaftspflicht. Ein gut konzipiertes Compliance-Programm, das auf den Grundsätzen der ISO 37301 basiert, unterstreicht das Engagement eines Unternehmens für ethische Beschaffung und verantwortungsvolles Lieferkettenmanagement.
Warum ISO 37301?
Obwohl das Gesetz keinen spezifischen Rahmen für den Aufbau eines Compliance-Programms vorschreibt, betont es die Bedeutung eines systematischen und risikobasierten Ansatzes. Hier setzt ISO 37301 an. Diese international anerkannte Norm bietet einen umfassenden Rahmen für den Aufbau, die Implementierung, die Aufrechterhaltung und die kontinuierliche Verbesserung eines Compliance-Management-Systems (CMS). Durch die Übernahme von ISO 37301 als Leitprinzip können kanadische Unternehmen robuste Compliance-Programme aufbauen, die die Anforderungen des Gesetzes effektiv erfüllen und die Risiken von Zwangsarbeit und Kinderarbeit in ihren Lieferketten minimieren.
Die Vorteile eines CMS auf Basis von ISO 37301
So können kanadische Unternehmen durch die Ausrichtung eines Compliance-Programms auf das ISO 37301-Framework im Rahmen des Gesetzes gestärkt werden:
- Strukturierter Ansatz: ISO 37301 beschreibt einen klar definierten Prozess zur Einrichtung eines CMS. Er begleitet Unternehmen durch alle Phasen, von der Identifizierung relevanter Compliance-Verpflichtungen über die Implementierung von Kontrollen und Leistungsüberwachung bis hin zur Ergreifung von Korrekturmaßnahmen. Dieser strukturierte Ansatz gewährleistet ein ganzheitliches und effektives Compliance-Programm.
- Risikobasierter Fokus: Der Standard betont, wie wichtig es ist, das Compliance-Programm an die spezifischen Risiken des Unternehmens anzupassen. Unternehmen können die im Rahmen des Gesetzes durchgeführten Risikobewertungen nutzen, um Bereiche zu identifizieren, die einen erhöhten Compliance-Fokus erfordern. Dieser risikobasierte Ansatz stellt sicher, dass die Ressourcen auf die kritischsten Bereiche konzentriert werden.
- Kontinuierliche Verbesserung: Ein Kernprinzip der ISO 37301 ist das Konzept der kontinuierlichen Verbesserung. Die Norm fordert Unternehmen dazu auf, ihre Compliance-Programme regelmäßig zu überprüfen und zu aktualisieren, wenn sich die Rechtslage weiterentwickelt, neue Risiken entstehen und sich die Geschäftsabläufe ändern. Dadurch wird sichergestellt, dass das Compliance-Programm langfristig relevant und effektiv bleibt.
Aufbau eines Compliance-Programms mit ISO 37301
Lassen Sie uns im Kontext des Gesetzes auf die Schlüsselelemente eines auf ISO 37301 basierenden Compliance-Programms eingehen:
- Compliance-Richtlinie: Das Programm sollte durch eine klare und umfassende Compliance-Richtlinie verankert sein, die die Verpflichtung der Organisation zur Einhaltung des Gesetzes und anderer relevanter Gesetze und Vorschriften im Zusammenhang mit Zwangsarbeit und Kinderarbeit darlegt. Die Richtlinie sollte auch die Rollen und Verantwortlichkeiten der verschiedenen Stakeholder innerhalb der Organisation in Bezug auf die Compliance festlegen.
- Risikobewertung und -identifizierung: Aufbauend auf der im Rahmen des Gesetzes durchgeführten Risikobewertung sollte das Compliance-Programm die Compliance-Verpflichtungen, die sich aus dem Gesetz und anderen relevanten Vorschriften ergeben, weiter identifizieren. Diese umfassende Risikobewertung ermöglicht die Entwicklung gezielter Compliance-Kontrollen. Die Anwendung der Risikomanagementnorm ISO 31000 kann als Leitfaden für die Risikobewertung dienen.
- Compliance-Kontrollen: Basierend auf den identifizierten Risiken und Verpflichtungen sollte das Programm eine Reihe von Kontrollmaßnahmen zur Risikominimierung festlegen. Diese Kontrollen können die Implementierung eines Lieferantenkodexes zum Verbot von Zwangs- und Kinderarbeit, die Durchführung von Lieferantenaudits zur Überprüfung der Einhaltung des Kodex und die Entwicklung von Verfahren zur Meldung von Verdacht auf Zwangs- oder Kinderarbeit innerhalb der Lieferkette umfassen.
- Information und Kommunikation: Effektive Kommunikation ist entscheidend für ein erfolgreiches Compliance-Programm. Das Programm sollte klare Kommunikationskanäle schaffen, um die Mitarbeiter für die Anforderungen des Gesetzes, die Meldeverfahren bei Verdacht auf Zwangsarbeit oder Kinderarbeit sowie ihre individuellen Rollen und Verantwortlichkeiten im Compliance-Programm zu sensibilisieren.
- Überwachung und Evaluierung: Das Programm sollte Mechanismen zur Überwachung der Wirksamkeit der implementierten Kontrollen beinhalten. Dies kann die Durchführung regelmäßiger Audits, die Überprüfung von Lieferantenauditberichten und die Analyse interner Berichte über vermutete Zwangsarbeit oder Kinderarbeit umfassen.
Unternehmen in Kanada, die an die Gesetzgebung gebunden sind, sollten zur Unterstützung der Einhaltung der Vorschriften die Nutzung eines umfassenden Programms wie ISO 37301 in Erwägung ziehen.