Sorgfaltspflicht und Risikobewertungspflichten für das Lieferkettenmanagement gemäß den kanadischen Gesetzen zur modernen Sklaverei

Das Gesetz zur Bekämpfung von Zwangsarbeit und Kinderarbeit in Lieferketten legt großen Wert auf Sorgfaltspflichten und Risikobewertung als grundlegende Komponenten eines effektiven Lieferkettenmanagements. Die Gesetzgebung verpflichtet Unternehmen dazu, umfassende Prozesse zur Identifizierung, Bewertung und Steuerung von Risiken im Zusammenhang mit Zwangsarbeit und Kinderarbeit in ihren gesamten Betriebsabläufen und Lieferketten zu implementieren, die über die reine Einhaltung von Vorschriften hinausgehen und proaktive Risikomanagement-Rahmenwerke schaffen.
Die Sorgfaltspflicht gemäß dem Gesetz umfasst den fortlaufenden Prozess der Identifizierung tatsächlicher und potenzieller negativer Auswirkungen von Zwangsarbeit und Kinderarbeit in den Betrieben und Lieferketten eines Unternehmens. Dieser Prozess muss systematisch, risikobasiert und der Größe, dem Sektor und dem Betriebskontext des Unternehmens angemessen sein. Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, ihre Sorgfaltspflichten in ihren Jahresberichten zu beschreiben und dabei nicht nur darzulegen, welche Maßnahmen sie umgesetzt haben, sondern auch, wie diese Maßnahmen in ihre allgemeinen Geschäftsabläufe und Entscheidungsprozesse integriert sind.
Die Risikobewertung bildet die Grundlage für eine wirksame Sorgfaltspflicht und muss sowohl die mit bestimmten Branchen, geografischen Regionen und Geschäftsmodellen verbundenen inhärenten Risiken als auch die Restrisiken berücksichtigen, die nach der Umsetzung von Maßnahmen zur Risikominderung bestehen bleiben. Unternehmen müssen diejenigen Teile ihres Geschäfts und ihrer Lieferketten identifizieren, in denen das Risiko von Zwangsarbeit oder Kinderarbeit besteht, wobei Faktoren wie die Art der Arbeit, die Schutzbedürftigkeit der Arbeitnehmer, der geografische Standort der Betriebe und die Komplexität der Lieferkettenstrukturen zu berücksichtigen sind.
Geografische Risikofaktoren sind im kanadischen Kontext besonders wichtig, da viele kanadische Unternehmen Waren und Dienstleistungen aus Regionen beziehen, in denen ein höheres Risiko für Zwangsarbeit und Kinderarbeit besteht. Zu den Hochrisikoländern zählen häufig Länder mit schwacher Durchsetzung des Arbeitsrechts, hoher Armutsquote, politischer Instabilität oder dokumentierten Fällen von Zwangsarbeit und Kinderarbeit. Unternehmen müssen jedoch auch inländische Risiken berücksichtigen, da Zwangsarbeit und Kinderarbeit auch innerhalb Kanadas vorkommen können, insbesondere in Sektoren wie der Landwirtschaft, der Fertigung und der Hausarbeit.
Branchenspezifische Risiken variieren erheblich zwischen den einzelnen Sektoren. So kann beispielsweise die Rohstoffindustrie mit Risiken im Zusammenhang mit dem handwerklichen Bergbau und dem Einsatz von Kinderarbeit im Bergbau konfrontiert sein, während die Textil- und Bekleidungsindustrie mit Risiken in Produktionsstätten und bei der Baumwollproduktion zu kämpfen hat. Der Technologiesektor ist mit Risiken im Zusammenhang mit der Gewinnung von Mineralien für elektronische Bauteile konfrontiert, während die Lebensmittel- und Getränkeindustrie Risiken in der landwirtschaftlichen Produktion und der Lebensmittelverarbeitung berücksichtigen muss.
Das Gesetz verpflichtet Unternehmen, Maßnahmen zur Bewertung und Steuerung identifizierter Risiken zu ergreifen, die dokumentiert und jährlich gemeldet werden müssen. Ein wirksames Risikomanagement umfasst die Umsetzung angemessener Kontrollen, die dem identifizierten Risikoniveau angemessen sind, wie z. B. Verhaltenskodizes für Lieferanten, Vertragsklauseln, Auditprogramme und Beschwerdemechanismen für Arbeitnehmer. Unternehmen müssen außerdem Systeme einrichten, um die Wirksamkeit dieser Kontrollen zu überwachen und sie bei Bedarf an veränderte Umstände oder neue Informationen anzupassen.
Die praktische Umsetzung von Sorgfaltspflichten sollte mit einer umfassenden Kartierung der Lieferkette beginnen, um den gesamten Umfang der Geschäftstätigkeiten und Beziehungen eines Unternehmens zu erfassen. Dazu gehört die Identifizierung aller Lieferanten, Auftragnehmer und Geschäftspartner sowie die Erfassung der geografischen Standorte und Branchen, die an der Lieferkette beteiligt sind. Unternehmen sollten Risikobewertungsmatrizen entwickeln, die sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Auswirkungen von Risiken im Zusammenhang mit Zwangsarbeit und Kinderarbeit berücksichtigen, um eine Priorisierung der Sorgfaltspflichten zu ermöglichen.
Die Einbindung der Lieferanten ist ein wesentlicher Bestandteil einer wirksamen Sorgfaltspflicht. Dazu müssen Unternehmen ihre Erwartungen hinsichtlich der Verhinderung von Zwangsarbeit und Kinderarbeit allen Lieferanten und Geschäftspartnern mitteilen. Dazu gehören in der Regel die Einführung von Verhaltenskodizes für Lieferanten, die vertragliche Verpflichtung zur Einhaltung von Arbeitsnormen und die Einrichtung regelmäßiger Kommunikationskanäle mit Lieferanten über Arbeitspraktiken und Arbeitsbedingungen.
Regelmäßige Überwachung und Audits sind für die Aufrechterhaltung wirksamer Sorgfaltspflichtprozesse unerlässlich. Dazu können Vor-Ort-Inspektionen, Mitarbeiterbefragungen, Dokumentenprüfungen und Audits durch Dritte gehören. Unternehmen sollten klare Kriterien für die Bewertung der Lieferantenleistung festlegen und Korrekturmaßnahmenpläne zur Behebung festgestellter Mängel entwickeln. Der Überwachungsprozess sollte eher kontinuierlich als periodisch erfolgen, mit einer fortlaufenden Bewertung der Risiken und regelmäßigen Aktualisierungen der Risikominderungsstrategien.
Technologie kann die Sorgfaltspflicht erheblich verbessern, indem sie Software zur Abbildung der Lieferkette, Plattformen zur Risikobewertung und Überwachungssysteme bereitstellt, die einen Echtzeit-Einblick in die Abläufe der Lieferkette ermöglichen. Diese Tools können Unternehmen dabei helfen, die Leistung ihrer Lieferanten zu verfolgen, aufkommende Risiken zu erkennen und umfassende Aufzeichnungen über Sorgfaltspflichtmaßnahmen für Berichtszwecke zu führen.
Die Zusammenarbeit mit Branchenkollegen, zivilgesellschaftlichen Organisationen und anderen Interessengruppen kann die Sorgfaltspflichten stärken, indem Informationen über Risiken und bewährte Verfahren ausgetauscht werden. Viele Branchen haben gemeinsame Initiativen entwickelt, um Risiken im Zusammenhang mit Zwangsarbeit und Kinderarbeit anzugehen. Damit bieten sie Unternehmen die Möglichkeit, sich an branchenweiten Bemühungen zu beteiligen und gleichzeitig ihre individuellen Verpflichtungen gemäß dem Gesetz zu erfüllen.