Australische Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ASRS): Klimabezogene Angaben gemäß AASB S2

Das obligatorische Klimaberichterstattungssystem Australiens hat die Offenlegungspflichten für Unternehmen grundlegend verändert und umfassende Anforderungen eingeführt, die sich an internationalen Best Practices orientieren. Im Mittelpunkt dieser Umstellung stehen die Australian Sustainability Reporting Standards (ASRS), insbesondere AASB S2 Climate-related Disclosures, die eine der bedeutendsten Änderungen in der Unternehmensberichterstattung seit Jahrzehnten darstellen.
Überblick über das ASRS-Framework
Das ASRS umfasst zwei unterschiedliche Standards, die zusammenwirken, um den Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung gerecht zu werden. AASB S1 enthält allgemeine Anforderungen für die freiwillige Offenlegung von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen, während AASB S2 verbindliche klimabezogene Offenlegungspflichten festlegt. Dieser duale Ansatz ermöglicht es Unternehmen, umfassende Nachhaltigkeitsinformationen bereitzustellen und gleichzeitig sicherzustellen, dass kritische klimabezogene Risiken marktweit einheitlich berichtet werden.
Die Meldepflichten gelten für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Januar 2025 beginnen, wobei eine schrittweise Umsetzung für Unternehmen vorgesehen ist, die gemäß Kapitel 2M des Corporations Act meldepflichtig sind und bestimmte Schwellenwerte erreichen. Diese schrittweise Einführung stellt sicher, dass größere Unternehmen den Übergang anführen, während kleinere Unternehmen Zeit haben, die erforderlichen Kapazitäten aufzubauen.
AASB S2 als zentraler Standard für die Offenlegung klimabezogener Informationen
AASB S2 legt umfassende klimabezogene Finanzberichterstattungsanforderungen fest, die vier grundlegende Säulen umfassen: Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele. Diese Anforderungen stellen sicher, dass Unternehmen ihren Stakeholdern detaillierte Informationen darüber zur Verfügung stellen, wie sich klimabezogene Risiken und Chancen auf ihr Geschäftsmodell, ihre Strategie und ihre finanzielle Performance auswirken.
Der Standard verlangt von Unternehmen, wesentliche klimabezogene Risiken und Chancen offenzulegen, von denen vernünftigerweise erwartet werden kann, dass sie sich kurz-, mittel- und langfristig auf ihre Cashflows, ihren Zugang zu Finanzmitteln oder ihre Kapitalkosten auswirken. Dieser zukunftsorientierte Ansatz stellt eine erhebliche Abweichung von der traditionellen historischen Finanzberichterstattung dar und verlangt von Unternehmen, ihre Klimaresilienz und Anpassungsstrategien zu bewerten und zu kommunizieren.
Anforderungen an die Unternehmensführung
Gemäß AASB S2 müssen Unternehmen umfassende Angaben zu ihren Governance-Prozessen, Kontrollen und Verfahren zur Überwachung und Steuerung klimabezogener Risiken und Chancen machen. Dazu gehören detaillierte Informationen über die Aufsichtspflichten des Vorstands, die Rolle des Managements in der Klimagovernance und die Art und Weise, wie Klimabelange in strategische Entscheidungsprozesse einbezogen werden.
Der Standard verlangt Transparenz in der Kommunikation zwischen Geschäftsleitung und Verwaltungsrat und sieht die Einrichtung regelmäßiger und evidenzbasierter Berichtsmechanismen vor, die sicherstellen, dass Nachhaltigkeitsaspekte alle Ebenen der Entscheidungsfindung beeinflussen. Unternehmen müssen nachweisen, dass klimabezogene Überlegungen in ihre gesamten Governance-Strukturen eingebettet sind und nicht nur als isolierte Compliance-Anforderungen behandelt werden.
Die Angaben zur Unternehmensführung müssen detaillierte Informationen über die Überwachung klimabezogener Risiken und Chancen durch den Verwaltungsrat enthalten, darunter die Häufigkeit der Beratungen des Verwaltungsrats zu Klimafragen, die Fachkenntnisse und Erfahrungen der Verwaltungsratsmitglieder in klimabezogenen Fragen und den Einfluss von Klimafragen auf die Vergütung der Führungskräfte und die Leistungsbewertung.
Offenlegung der Strategie
Die Strategiekomponente von AASB S2 verlangt von Unternehmen, detaillierte Informationen über ihre klimabezogenen Risiken und Chancen sowie darüber bereitzustellen, wie diese Faktoren ihr Geschäftsmodell, ihre Strategie und ihre Entscheidungen zur Ressourcenallokation beeinflussen. Von den Unternehmen wird erwartet, dass sie klimabezogene Risiken und Chancen offenlegen, die sich kurz-, mittel- und langfristig auf ihre Geschäftsaussichten auswirken werden.
Unternehmen müssen sowohl Übergangsrisiken (wie politische Veränderungen, technologische Umbrüche und Marktpräferenzen) als auch physische Risiken (einschließlich akuter Wetterereignisse und chronischer Klimaveränderungen) identifizieren und bewerten, die sich auf ihre Geschäftstätigkeit auswirken könnten. Diese Bewertung muss über die direkten betrieblichen Auswirkungen hinausgehen und auch Überlegungen zur Wertschöpfungskette sowie umfassendere systemische Risiken einbeziehen.
Strategische Offenlegungen müssen auch darauf eingehen, wie Unternehmen ihre Geschäftsmodelle anpassen wollen, um identifizierte Klimarisiken zu bewältigen und sich bietende Chancen zu nutzen. Dazu gehören Informationen über Entscheidungen zur Kapitalallokation, Strategien zur Produkt- und Dienstleistungsentwicklung sowie operative Veränderungen, die darauf abzielen, die Klimaresilienz zu verbessern.
Risikomanagement-Rahmenwerk
AASB S2 schreibt eine umfassende Offenlegung der Risikomanagementprozesse vor, die zur Identifizierung, Bewertung und Steuerung klimabezogener Risiken eingesetzt werden. Dazu sind Informationen über Governance- und Risikomanagementprozesse, Kontrollen und Verfahren erforderlich, aus denen hervorgeht, wie Klimarisiken in die allgemeinen Risikomanagementrahmen des Unternehmens integriert sind.
Unternehmen müssen ihre Prozesse zur Identifizierung klimabezogener Risiken beschreiben, einschließlich der Methoden zur Bewertung der Risikobedeutung und der Kriterien zur Bestimmung der Wesentlichkeit. Der Standard verlangt die Offenlegung, wie häufig Risikobewertungen durchgeführt werden und wie die Ergebnisse die Geschäftsplanung und strategische Entscheidungsfindung beeinflussen.
Risikomanagement-Offenlegungen müssen auch darlegen, wie Unternehmen identifizierte Klimarisiken überwachen und steuern, einschließlich der spezifischen Kontrollen und Verfahren, die zur Minderung potenzieller Auswirkungen implementiert wurden. Dazu gehören Informationen über Szenarioanalysen und Stresstests, die zur Bewertung der Klimaresilienz unter verschiedenen zukünftigen Bedingungen verwendet werden.
Kennzahlen und Ziele
Der Pfeiler „Kennzahlen und Ziele“ des AASB S2 verlangt von Unternehmen, quantitative Informationen über ihre klimabezogene Leistung bereitzustellen. Dazu gehören detaillierte Informationen über Treibhausgasemissionen der Bereiche Scope 1, Scope 2 und Scope 3 sowie Anforderungen an die Szenarioanalyse.
Die Emissionsberichterstattung gemäß AASB S2 folgt international anerkannten Methoden und verpflichtet Unternehmen zur Offenlegung ihrer direkten Emissionen (Scope 1), indirekten Emissionen aus zugekaufter Energie (Scope 2) und sonstigen indirekten Emissionen entlang ihrer gesamten Wertschöpfungskette (Scope 3). Dieser umfassende Ansatz gewährleistet, dass Stakeholder einen vollständigen Überblick über den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens erhalten.
Unternehmen müssen außerdem klimabezogene Ziele und wichtige Leistungsindikatoren offenlegen, anhand derer die Fortschritte bei der Erreichung strategischer Ziele bewertet werden. Dazu gehören Informationen über die Methoden zur Festlegung der Ziele, die Zeitrahmen für deren Erreichung und regelmäßige Fortschrittsberichte anhand festgelegter Benchmarks.
Anforderungen an die Szenarioanalyse
AASB S2 verlangt klimaresiliente Bewertungen auf der Grundlage von Szenarioanalysen, was einen der technisch anspruchsvollsten Aspekte der neuen Berichtsanforderungen darstellt. Unternehmen müssen Szenarioanalysen durchführen, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber klimabezogenen Risiken und Chancen unter verschiedenen zukünftigen Klimaszenarien zu bewerten.
Die Szenarioanalyse muss mindestens ein Szenario berücksichtigen, das mit einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 °C vereinbar ist, sowie ein Szenario, das einen stärkeren Klimawandel darstellt. Unternehmen müssen die verwendeten Szenarien, die ihrer Analyse zugrunde liegenden wesentlichen Annahmen und die Art und Weise, wie die Ergebnisse in ihre strategische Planung und ihre Risikomanagementprozesse einfließen, erläutern.
Herausforderungen bei der Umsetzung und Unterstützung
Im März 2025 veröffentlichte die ASIC den Regulatory Guide 280 Sustainability Reporting (Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung), um die Umsetzung der obligatorischen klimabezogenen Offenlegungspflichten zu unterstützen. Dieser Leitfaden bietet Unternehmen praktische Unterstützung bei der Erfüllung der detaillierten Anforderungen von AASB S2 und trägt dazu bei, eine einheitliche Anwendung in verschiedenen Branchen und Geschäftsmodellen sicherzustellen.
Der Übergang zur obligatorischen Klimaberichterstattung erfordert erhebliche Investitionen in Datenerfassungssysteme, Analysefähigkeiten und Governance-Strukturen. Unternehmen müssen neue Prozesse zur Identifizierung, Bewertung und Steuerung klimabezogener Risiken entwickeln und gleichzeitig internes Fachwissen aufbauen, um umfassende Offenlegungspflichten zu erfüllen.
Schlussfolgerung
AASB S2 stellt eine grundlegende Veränderung in der Art und Weise dar, wie australische Unternehmen klimabezogene Offenlegungen angehen müssen, weg von freiwilligen, uneinheitlichen Berichten hin zu umfassenden, standardisierten Anforderungen. Der Standard stellt sicher, dass Stakeholder konsistente, vergleichbare Informationen über klimabezogene Risiken und Chancen erhalten, und veranlasst Unternehmen dazu, Klimabelange stärker in ihre strategische Planung und ihre Risikomanagementprozesse zu integrieren.
Der Erfolg dieses obligatorischen Berichtswesens hängt letztlich vom Engagement der Unternehmen ab, qualitativ hochwertige, entscheidungsrelevante Informationen bereitzustellen, die es den Stakeholdern ermöglichen, fundierte Einschätzungen zu klimabezogenen Risiken und Chancen vorzunehmen. Im Zuge seiner Weiterentwicklung wird dieses Rahmenwerk eine entscheidende Rolle dabei spielen, Australiens Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu unterstützen und gleichzeitig die Transparenz und Rechenschaftspflicht zu gewährleisten, die moderne Kapitalmärkte erfordern.