IFRS S1 und S2 verstehen: Singapurs Blaupause für die Offenlegung von Nachhaltigkeitsinformationen

Die Übernahme der Standards des International Sustainability Standards Board (ISSB) durch Singapur stellt einen transformativen Wandel hin zu einer weltweit einheitlichen Nachhaltigkeitsberichterstattung dar. Die Standards IFRS S1 und S2 bilden das Rückgrat des neuen obligatorischen Klimaberichterstattungsrahmens Singapurs und schaffen einen einheitlichen Ansatz, der sowohl allgemeine Nachhaltigkeitsanforderungen als auch spezifische klimabezogene Offenlegungen berücksichtigt.
Die Grundlage der IFRS S1: Allgemeine Nachhaltigkeitsanforderungen
IFRS S1 legt die allgemeinen Anforderungen für die Offenlegung von nachhaltigkeitsbezogenen Finanzinformationen fest. Dieser Standard verpflichtet Unternehmen, Informationen über nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen bereitzustellen, von denen vernünftigerweise erwartet werden kann, dass sie sich kurz-, mittel- und langfristig auf ihre Cashflows, ihren Zugang zu Finanzmitteln oder ihre Kapitalkosten auswirken. Der Standard betont die Verbindung zwischen Nachhaltigkeitsinformationen und Jahresabschlüssen und stellt sicher, dass die Offenlegungen für Investoren und Kapitalmarktteilnehmer entscheidungsrelevant sind.
Gemäß IFRS S1 müssen Unternehmen ihre Offenlegungen anhand von vier Kernbereichen strukturieren: Unternehmensführung, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele. Diese Struktur gewährleistet eine umfassende Darstellung der Auswirkungen von Nachhaltigkeitsfaktoren auf die Geschäftstätigkeit und die finanzielle Performance. Unternehmen müssen außerdem wesentliche nachhaltigkeitsbezogene Risiken und Chancen anhand branchenspezifischer Leitlinien identifizieren und verschiedene Informationsquellen berücksichtigen, darunter SASB-Standards und andere international anerkannte Rahmenwerke.
IFRS S2: Klimaspezifische Angabepflichten
IFRS S2 baut auf den Grundlagen von S1 auf und enthält detaillierte Anforderungen für klimabezogene Angaben. Dieser Standard berücksichtigt vollständig die Empfehlungen der TCFD und fügt darüber hinaus erweiterte Anforderungen hinzu, wie branchenbezogene Kennzahlen, detaillierte Angaben zur Verwendung von Emissionszertifikaten und die Berichterstattung über finanzierte Emissionen für Finanzinstitute. Unternehmen müssen ihre Governance-Regelungen zur Überwachung klimabezogener Risiken und Chancen offenlegen, einschließlich der Aufsicht durch den Vorstand und der Rolle des Managements in Bewertungs- und Managementprozessen.
Angaben zum strategischen Management und Risikomanagement
Die Standards verlangen von Unternehmen, dass sie ihre Strategie zum Umgang mit klimabezogenen Risiken und Chancen beschreiben, einschließlich der Frage, wie diese Faktoren Geschäftsmodelle, Wertschöpfungsketten und strategische Planung beeinflussen. Unternehmen müssen ihre Risikomanagementprozesse erläutern, einschließlich der Frage, wie sie klimabezogene Risiken identifizieren, bewerten, priorisieren und überwachen. Dazu gehören sowohl Übergangsrisiken (politische, technologische, marktbezogene und reputationsbezogene Risiken) als auch physische Risiken (akute und chronische klimabezogene Auswirkungen).
Kennzahlen, Ziele und Treibhausgasemissionen
Ein wesentlicher Bestandteil von IFRS S2 ist die Verpflichtung für Unternehmen, die absoluten Brutto-Treibhausgasemissionen für Scope 1-, Scope 2- und Scope 3-Emissionen offenzulegen, sofern dies erforderlich ist. Unternehmen müssen für die Messung den GHG Protocol Corporate Standard verwenden und disaggregierte Emissionsdaten bereitstellen. Darüber hinaus müssen sie klimabezogene Ziele, einschließlich Zwischenziele, Methoden zur Zielsetzung und Fortschritte bei der Zielerreichung offenlegen.
Branchenbasierte Kennzahlen und Leitlinien
Die ISSB-Standards enthalten branchenspezifische Kennzahlen aus den SASB-Standards, um sicherzustellen, dass die Offenlegungen für bestimmte Sektoren relevant sind. Dieser Ansatz trägt der Tatsache Rechnung, dass wesentliche Nachhaltigkeitsthemen je nach Branche sehr unterschiedlich sind. So müssen beispielsweise Finanzdienstleistungsunternehmen finanzierte Emissionen melden, während Energieunternehmen sich auf Kennzahlen zur Energieerzeugung und zum Energieverbrauch konzentrieren.
Flexibilität bei der Umsetzung und Übergangsfristen
In Anbetracht der Herausforderungen bei der Umsetzung sehen die ISSB-Standards mehrere Übergangsregelungen vor. Unternehmen verfügen im ersten Berichtsjahr über Flexibilität bei der Anwendung bestimmter Anforderungen, darunter die Möglichkeit, zunächst standortbezogene Methoden für Scope-2-Emissionen zu verwenden, sowie eine Befreiung von den vierteljährlichen Berichtspflichten. Diese Bestimmungen helfen Unternehmen dabei, schrittweise Berichtskapazitäten aufzubauen und gleichzeitig eine hohe Qualität der Offenlegungen zu gewährleisten.
Integration in die Finanzberichterstattung
Ein wesentliches Prinzip der ISSB-Standards ist die Integration von Nachhaltigkeits- und Finanzberichterstattung. Nachhaltigkeitsbezogene Informationen müssen mit den entsprechenden Angaben im Jahresabschluss übereinstimmen und dieselben Berichtsgrenzen und Konsolidierungsansätze verwenden. Diese Integration gewährleistet, dass Investoren kohärente und vergleichbare Informationen aus allen Unternehmensveröffentlichungen erhalten.
Vorbereitung auf die Umsetzung der ISSB in Singapur
Unternehmen sollten zunächst eine Lückenanalyse durchführen, bei der die aktuellen Berichterstattungspraktiken mit den Anforderungen der ISSB verglichen werden. Dazu gehört die Bewertung von Datenerfassungssystemen, internen Kontrollen und Governance-Strukturen. Der Aufbau funktionsübergreifender Teams, denen Experten aus den Bereichen Finanzen, Nachhaltigkeit und Betrieb angehören, ist für eine erfolgreiche Umsetzung unerlässlich. Unternehmen sollten auch eine frühzeitige Übernahme der ISSB-Standards über die Mindestanforderungen hinaus in Betracht ziehen, um Führungsstärke zu demonstrieren und sich auf künftige Erweiterungen der obligatorischen Offenlegungspflichten vorzubereiten.
Die Standards IFRS S1 und S2 stehen für die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung und bieten Unternehmen mit Sitz in Singapur einen soliden Rahmen für transparente, vergleichbare und entscheidungsrelevante Nachhaltigkeitsangaben, die den Anforderungen der globalen Kapitalmärkte entsprechen.