Berichterstattung über Emissionen der Bereiche 1, 2 und 3: Ein praktischer Leitfaden für Unternehmen in Singapur

Die Berichterstattung über Treibhausgasemissionen bildet den Grundstein der neuen obligatorischen Klimaberichterstattungsanforderungen Singapurs. Das Verständnis der drei Emissionsbereiche und ihrer Berichterstattungsanforderungen ist für Unternehmen, die sich auf die Einhaltung des IFRS S2-Standards und den schrittweisen Umsetzungsansatz Singapurs vorbereiten, von entscheidender Bedeutung.

Die drei Bereiche der Emissionen verstehen

Scope-1-Emissionen sind direkte Treibhausgasemissionen aus Quellen, die sich im Besitz oder unter der Kontrolle des Unternehmens befinden. Dazu gehören Emissionen aus Unternehmensanlagen, Fahrzeugen und industriellen Prozessen. Beispiele hierfür sind die Verbrennung von Brennstoffen in unternehmenseigenen Kesseln, Öfen und Fahrzeugen sowie Emissionen aus der chemischen Produktion und anderen industriellen Aktivitäten. Bei Unternehmen in Singapur gehören dazu häufig Emissionen aus Notstromaggregaten, Firmenfahrzeugflotten und industriellen Betrieben.

Scope-2-Emissionen sind indirekte Emissionen aus der Erzeugung von Strom, Dampf, Wärme und Kälte, die vom Unternehmen bezogen und verbraucht werden. Im Kontext Singapurs handelt es sich dabei in erster Linie um Strom, der aus dem nationalen Stromnetz bezogen wird. Unternehmen müssen sowohl standortbezogene als auch marktbezogene Scope-2-Emissionen melden, sofern zutreffend. Bei der ersten Berichterstattung können jedoch standortbezogene Methoden verwendet werden, wobei mit der Verfügbarkeit von Daten auf marktbezogene Ansätze umgestellt wird.

Scope-3-Emissionen umfassen alle anderen indirekten Emissionen, die in der Wertschöpfungskette eines Unternehmens entstehen, einschließlich vor- und nachgelagerter Aktivitäten. Diese sind am schwierigsten zu messen und machen oft 70 % oder mehr des gesamten CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens aus. Scope 3 umfasst gekaufte Waren und Dienstleistungen, Geschäftsreisen, Pendeln der Mitarbeiter, Abfallentsorgung, Nutzung verkaufter Produkte und Entsorgung verkaufter Produkte am Ende ihrer Lebensdauer.

Singapurs schrittweiser Umsetzungsansatz

Singapur hat einen stufenweisen Ansatz für die Emissionsberichterstattung eingeführt, der die unterschiedliche Komplexität der drei Bereiche berücksichtigt. Börsennotierte Unternehmen müssen ab dem Geschäftsjahr 2025 mit der Berichterstattung über Scope 1- und Scope 2-Emissionen beginnen, wobei größere börsennotierte Unternehmen ab dem Geschäftsjahr 2026 zusätzlich Scope 3-Emissionen melden müssen. Die SGX RegCo hat jedoch Flexibilität hinsichtlich des Zeitplans für Scope 3 signalisiert, indem sie größere Unternehmen nach Marktkapitalisierung priorisiert und zusätzliche Leitlinien auf der Grundlage der Bereitschaft der Branche bereitstellt.

Große nicht börsennotierte Unternehmen werden einen ähnlichen, aber verzögerten Zeitplan einhalten und mit der Berichterstattung zu Scope 1 und 2 ab dem Geschäftsjahr 2027 und zur Berichterstattung zu Scope 3 frühestens ab dem Geschäftsjahr 2029 beginnen. Dieser verlängerte Zeitplan trägt der Tatsache Rechnung, dass nicht börsennotierte Unternehmen möglicherweise zusätzliche Zeit benötigen, um die für eine umfassende Emissionsmessung erforderlichen Fähigkeiten und Systeme aufzubauen.

Messmethoden und -standards

Unternehmen müssen den GHG Protocol Corporate Standard zur Messung und Berichterstattung von Emissionen verwenden. Dieser international anerkannte Standard enthält detaillierte Methoden zur Berechnung von Emissionen in allen drei Bereichen. Für Emissionen des Bereichs 1 verwenden Unternehmen in der Regel direkte Messungen oder Berechnungen auf der Grundlage von Kraftstoffverbrauchsdaten und Emissionsfaktoren. Für Berechnungen des Bereichs 2 sind Stromverbrauchsdaten und Netz-Emissionsfaktoren erforderlich, die in Singapur von der Energy Market Authority bereitgestellt werden.

Die Messung von Scope 3 ist komplexer und erfordert oft die Einbeziehung von Lieferanten und Kunden, um Aktivitätsdaten zu erhalten. Unternehmen können je nach Datenverfügbarkeit und Wesentlichkeit ausgabenbasierte, lieferantenspezifische oder hybride Ansätze verwenden. Der Scope 3-Standard des GHG-Protokolls enthält detaillierte Leitlinien für jede der 15 Scope 3-Kategorien und hilft Unternehmen dabei, zu bestimmen, welche Kategorien für ihre Geschäftstätigkeit relevant sind.

Datenerfassungs- und -verwaltungssysteme

Eine erfolgreiche Emissionsberichterstattung erfordert leistungsfähige Systeme zur Datenerfassung und -verwaltung. Unternehmen sollten klare Verfahren für die Erfassung von Aktivitätsdaten festlegen, darunter Kraftstoffverbrauch, Stromverbrauch, Abfallaufkommen und Geschäftsreisen. Digitale Lösungen können dabei helfen, die Datenerfassung zu automatisieren und die Konsistenz über Berichtszeiträume hinweg sicherzustellen. Viele Unternehmen investieren in Umweltmanagement-Software, die sich in bestehende Enterprise-Resource-Planning-Systeme integrieren lässt.

Qualitätssicherung und -prüfung

Obwohl für Scope-1- und Scope-2-Emissionen in Singapur derzeit keine externe Überprüfung erforderlich ist, sollten sich Unternehmen durch die Einführung interner Qualitätssicherungsprozesse auf künftige Überprüfungsanforderungen vorbereiten. Dazu gehören die Erstellung einer klaren Dokumentation, die Führung von Prüfpfaden und die Einführung von Überprüfungsverfahren. Unternehmen sollten auch eine freiwillige Überprüfung in Betracht ziehen, um das Vertrauen der Stakeholder zu stärken und sich auf eventuelle verbindliche Anforderungen vorzubereiten.

Strategien zur Vorbereitung auf Scope 3

Angesichts der Komplexität der Scope-3-Emissionen sollten Unternehmen frühzeitig mit den Vorbereitungen beginnen, auch wenn sie nicht sofort zur Berichterstattung verpflichtet sind. Dazu gehören die Durchführung eines Scope-3-Screenings zur Ermittlung relevanter Kategorien, die Zusammenarbeit mit wichtigen Lieferanten, um deren Emissionen und Messkapazitäten zu verstehen, sowie die Entwicklung von Strategien zur Einbindung von Lieferanten. Unternehmen sollten auch die Festlegung wissenschaftlich fundierter Ziele in Betracht ziehen, die Scope-3-Emissionen einschließen, um ihre Führungsrolle im Klimaschutz zu demonstrieren.

Branchenspezifische Überlegungen

Verschiedene Branchen stehen bei der Emissionsmessung vor ganz besonderen Herausforderungen. Finanzdienstleister müssen finanzierte Emissionen berücksichtigen, während sich produzierende Unternehmen auf industrielle Prozesse und Emissionen in der Lieferkette konzentrieren. Einzelhandelsunternehmen müssen sich mit den Emissionen während des Produktlebenszyklus befassen, während Immobilienunternehmen sich auf die Energieeffizienz von Gebäuden und die Emissionen ihrer Mieter konzentrieren.

Aufbau interner Fähigkeiten

Unternehmen sollten in den Aufbau interner Kapazitäten für die Emissionsberichterstattung investieren, indem sie Schulungsprogramme anbieten, Nachhaltigkeitsexperten einstellen und funktionsübergreifende Teams bilden. Das Verständnis der technischen Aspekte der Emissionsmessung, die Aktualisierung der sich weiterentwickelnden Methoden und der Aufbau von Beziehungen zu Datenanbietern und Überprüfungsstellen werden für den langfristigen Erfolg der Emissionsberichterstattung gemäß den neuen Anforderungen Singapurs von entscheidender Bedeutung sein.

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