Integration von Klimarisiken in das Unternehmensrisikomanagement zur Einhaltung der ASRS-Vorschriften

Die Einführung der Australian Sustainability Reporting Standards (ASRS) hat zu einem Paradigmenwechsel in der Herangehensweise von Unternehmen an das Klimarisikomanagement geführt. Während viele Organisationen Klimarisiken zunächst als separate, eigenständige Funktion betrachten, besteht der effektivste Ansatz gemäß den ASRS-Anforderungen darin, die Identifizierung und das Management von Klimarisiken vollständig in bestehende Enterprise-Risk-Management-Rahmenwerke (ERM) zu integrieren. Diese Integration gewährleistet nicht nur die Einhaltung der AASB S2, sondern schafft auch effektivere, umfassendere Risikomanagementfähigkeiten, die den Zielen der Organisation besser dienen.

Argumente für Integration statt Trennung

Traditionelle Risikomanagement-Rahmenwerke umfassen seit langem operative, finanzielle, strategische und Compliance-Risiken. Klimarisiken stellen jedoch ein übergreifendes Problem dar, das bestehende Risikokategorien beeinflusst und verstärkt, anstatt isoliert zu existieren. Gemäß den ASRS-Anforderungen müssen Unternehmen nachweisen, wie klimabezogene Risiken und Chancen in ihre Geschäftsabläufe, strategische Planung und Risikomanagementprozesse eingebettet sind.

Die Trennung von Klimarisiken von bestehenden Risikorahmen führt zu mehreren problematischen Ergebnissen. Unternehmen könnten doppelte Prozesse, inkonsistente Methoden und unzusammenhängende Governance-Strukturen entwickeln, die die Vernetzung der Klimaauswirkungen nicht erfassen. Klimarisiken manifestieren sich oft in traditionellen Risikokategorien – Unterbrechungen der Lieferkette, Betriebsausfälle, regulatorische Änderungen und Marktverschiebungen –, wodurch eine Trennung sowohl künstlich als auch ineffektiv ist.

Der integrierte Ansatz berücksichtigt, dass Klimarisiken nicht nur eine zusätzliche Risikokategorie darstellen, sondern einen grundlegenden Faktor, der die Wahrscheinlichkeit und die Auswirkungen bestehender Risiken beeinflusst. Physische Klimarisiken können die Wahrscheinlichkeit von Betriebsstörungen erhöhen, während Übergangsrisiken Marktveränderungen oder regulatorische Anforderungen beschleunigen können. Diese Vernetzung erfordert einen einheitlichen Rahmen, mit dem diese komplexen Zusammenhänge effektiv bewertet und gesteuert werden können.

ASRS-Anforderungen für integriertes Risikomanagement

AASB S2 verlangt ausdrücklich von Unternehmen, dass sie beschreiben, wie klimabezogene Risiken in ihre gesamten Risikomanagementprozesse integriert werden. Der Standard schreibt vor, dass Unternehmen offenlegen müssen, wie sie klimabezogene Risiken als Teil ihres umfassenden Risikomanagementrahmens und nicht als separate Aktivitäten identifizieren, bewerten und steuern.

Unternehmen müssen nachweisen, dass ihre Risikomanagementprozesse in jeder Phase, von der Risikoidentifizierung und -bewertung bis hin zur Überwachung und Minderung, Klimafaktoren berücksichtigen. Dazu gehört auch, dass sie darlegen, wie Klimarisiken neben den traditionellen Risikofaktoren in Risikobereitschaftserklärungen, Risikotoleranzniveaus und strategische Planungsprozesse einbezogen werden.

Der Standard verlangt auch die Offenlegung, wie häufig Klimarisiken bewertet werden und wie diese Bewertungen in die allgemeine Geschäftsplanung und Entscheidungsfindung einfließen. Diese Integration stellt sicher, dass Klimafaktoren die Kapitalallokation, strategische Investitionen und operative Entscheidungen in gleicher Weise beeinflussen wie andere wesentliche Risiken.

Erweiterung traditioneller Risikokategorien

Die Integration von Klimarisiken in bestehende ERM-Rahmenwerke erfordert eine Erweiterung der traditionellen Risikokategorien um klimabezogene Aspekte. Zu den operativen Risiken muss nun auch die Bewertung der Auswirkungen von sich ändernden Wetterbedingungen, extremen Wetterereignissen und Temperaturänderungen auf den Geschäftsbetrieb, die Lieferketten und die Wertentwicklung von Vermögenswerten gehören.

Finanzielle Risiken erstrecken sich auf Übergangskosten, gestrandete Vermögenswerte und sich ändernde Kapitalanforderungen aufgrund klimabezogener Faktoren. Marktrisiken müssen sich verändernde Verbraucherpräferenzen, regulatorische Änderungen und Wettbewerbsdynamiken berücksichtigen, die durch Klimabelange beeinflusst werden. Strategische Risiken müssen die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf Geschäftsmodelle, Marktpositionierung und Erwartungen der Stakeholder berücksichtigen.

Dieser verbesserte Ansatz ermöglicht umfassendere Risikobewertungen, die die Komplexität und Vernetzung moderner Geschäftsrisiken besser widerspiegeln. Anstatt das Klima als zusätzliches Problem zu betrachten, entwickeln Unternehmen ein tieferes Verständnis dafür, wie Klimafaktoren ihr bestehendes Risikoprofil und ihre Geschäftsabläufe beeinflussen.

Die Herausforderung des Fachwissens

Eine der größten Herausforderungen bei der Integration von Klimarisiken in bestehende ERM-Rahmenwerke ist die Wissenslücke innerhalb traditioneller Risikofunktionen. Die meisten Risikofachleute verfügen über umfangreiche Erfahrung im operativen, finanziellen und strategischen Risikomanagement, aber möglicherweise fehlt ihnen das erforderliche Fachwissen, um klimabezogene Risiken und Chancen effektiv zu bewerten.

Die Bewertung von Klimarisiken erfordert Kenntnisse in Klimawissenschaft, Szenarioanalyse, Kohlenstoffbilanzierung und regulatorischen Rahmenbedingungen, die traditionellen Risikomanagern möglicherweise nicht vertraut sind. Die Bewertung physischer Risiken erfordert Kenntnisse über Klimaprognosen, Modellierung extremer Wetterereignisse und Analyse der Anfälligkeit von Infrastrukturen. Die Bewertung von Übergangsrisiken erfordert Kenntnisse über politische Entwicklungen, Technologietrends und Marktdynamiken, die für den Klimawandel spezifisch sind.

Diese Wissenslücke lässt sich nicht durch kurze Schulungen oder oberflächliche Sensibilisierungsprogramme schließen. Unternehmen müssen in eine substanzielle Kompetenzentwicklung investieren, entweder durch eine umfassende Weiterqualifizierung der vorhandenen Risikofachleute oder durch die Einbindung von spezialisiertem Fachwissen im Bereich Klimarisiken, um die vorhandenen Kompetenzen zu ergänzen.

Aufbau von Fachwissen zu Klimarisiken

Die Bewältigung der Herausforderung hinsichtlich des Fachwissens erfordert einen vielschichtigen Ansatz, der externes Fachwissen mit der Entwicklung interner Kompetenzen verbindet. Unternehmen sollten in Betracht ziehen, Klimarisiko-Spezialisten zu engagieren, die gemeinsam mit den bestehenden Risikoteams integrierte Bewertungsmethoden entwickeln und fortlaufende Unterstützung bei komplexen Klimarisiko-Bewertungen leisten können.

Zu den externen Fachleuten können Klimawissenschaftler, Umweltberater, Nachhaltigkeitsexperten und spezialisierte Risikoberater mit fundierten Kenntnissen über klimabezogene Risiken gehören. Diese Spezialisten können Unternehmen dabei unterstützen, geeignete Szenarioanalysefähigkeiten zu entwickeln, Methoden zur Bewertung von Klimarisiken zu etablieren und komplexe Klimadaten für geschäftliche Entscheidungen zu interpretieren.

Gleichzeitig müssen Unternehmen in die Entwicklung interner Kompetenzen im Bereich Klimarisiken investieren, indem sie gezielte Schulungsprogramme, Weiterbildungsmöglichkeiten und Initiativen zum Wissenstransfer anbieten. Dazu gehört auch, ein Verständnis für die Grundlagen der Klimawissenschaft, Methoden zur Risikobewertung und die spezifischen Klimarisiken zu vermitteln, die für ihre Branche und ihre Geschäftstätigkeit relevant sind.

Integration von Governance und Aufsicht

Eine effektive Integration von Klimarisiken in ERM-Rahmenwerke erfordert entsprechende Änderungen an den Risikomanagementstrukturen. Risikokomitees auf Vorstandsebene müssen ihre Aufsichtspflichten um die Bewertung und das Management von Klimarisiken erweitern und sicherstellen, dass Klimafragen neben traditionellen Risikofaktoren angemessene Beachtung finden.

Risikomanagementausschüsse auf Führungsebene müssen Prozesse entwickeln, um Klimarisikobewertungen regelmäßig zu überprüfen, Risikominderungsstrategien zu überwachen und sicherzustellen, dass klimabezogene Überlegungen in strategische Planungsprozesse einfließen. Dazu kann es erforderlich sein, Klimaexpertise in bestehende Governance-Strukturen einzubringen oder spezialisierte Unterausschüsse für Klimarisiken einzurichten, die in umfassendere Risikomanagement-Rahmenwerke eingebunden sind.

Die Integration der Klimarisiko-Governance muss auch die längeren Zeithorizonte berücksichtigen, die typischerweise mit Klimarisiken verbunden sind. Das traditionelle Risikomanagement konzentriert sich oft auf kurzfristige operative und finanzielle Risiken, während sich Klimarisiken über Jahrzehnte hinweg manifestieren können. Governance-Strukturen müssen sich an diesen erweiterten Zeithorizont anpassen und gleichzeitig den Fokus auf unmittelbarere Risikoprobleme beibehalten.

Technologie- und Datenanforderungen

Die Integration von Klimarisiken in bestehende ERM-Rahmenwerke erfordert oft erhebliche Verbesserungen der Risikomanagement-Technologie und der Dateninfrastruktur. Unternehmen benötigen Systeme, die in der Lage sind, Klimadaten zu verarbeiten, Szenarioanalysen durchzuführen und komplexe Zusammenhänge zwischen Klimafaktoren und Geschäftsrisiken zu modellieren.

Dies kann Investitionen in spezielle Software zur Modellierung von Klimarisiken, die Aufrüstung bestehender Risikomanagementsysteme oder die Entwicklung neuer Analysefunktionen zur Unterstützung einer integrierten Risikobewertung erfordern. Die Datenanforderungen werden erweitert und umfassen nun Klimaprognosen, Emissionsdaten und Umweltfaktoren, die zuvor möglicherweise nicht erfasst oder analysiert wurden.

Die technologische Infrastruktur muss regelmäßige Aktualisierungen der Klimarisikobewertungen unterstützen, sobald neue Daten verfügbar werden und sich die Klimawissenschaft weiterentwickelt. Dies erfordert flexible, skalierbare Systeme, die sich an veränderte Anforderungen anpassen lassen und in bestehende Business-Intelligence- und Berichtssysteme integriert werden können.

Umsetzungsstrategie und Zeitplan

Die erfolgreiche Integration von Klimarisiken in ERM-Rahmenwerke erfordert eine schrittweise Umsetzungsstrategie, die im Laufe der Zeit Kompetenzen aufbaut und gleichzeitig die unmittelbaren ASRS-Compliance-Anforderungen erfüllt. Unternehmen sollten mit der grundlegenden Integration von Klimafaktoren in bestehende Risikokategorien beginnen und nach und nach komplexere Bewertungskompetenzen entwickeln, sobald sich Fachwissen und Systeme weiterentwickeln.

Der Zeitplan für die Umsetzung sollte mit den ASRS-Berichtsanforderungen übereinstimmen und gleichzeitig ausreichend Zeit für die Entwicklung von Fähigkeiten und die Systemintegration vorsehen. Dies kann bedeuten, dass zunächst allgemeine Klimarisikobewertungen durchgeführt werden und dann nach und nach detailliertere, quantitative Ansätze entwickelt werden, sobald die organisatorischen Fähigkeiten ausgereift sind.

Die regelmäßige Überprüfung und Verfeinerung integrierter Risikomanagementprozesse stellt sicher, dass die Fähigkeiten zur Bewertung von Klimarisiken mit den sich ändernden Geschäftsanforderungen, regulatorischen Anforderungen und dem fortschreitenden Verständnis der Klimawissenschaft weiterentwickelt werden.

Schlussfolgerung

Die Integration von Klimarisiken in die Rahmenwerke für das Unternehmensrisikomanagement stellt sowohl eine Compliance-Anforderung gemäß ASRS als auch eine strategische Chance dar, umfassendere und effektivere Risikomanagementfähigkeiten zu entwickeln. Obwohl die Herausforderung hinsichtlich des Fachwissens erheblich ist, werden Unternehmen, die integrierte Fähigkeiten zur Bewertung von Klimarisiken aufbauen, besser darauf vorbereitet sein, die vielfältigen und miteinander verbundenen Risiken zu bewältigen, die sich aus dem Klimawandel ergeben.

Die Investition in Fachwissen zum Klimarisiko und in integrierte Risikomanagementprozesse zahlt sich über die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften hinaus aus und schafft widerstandsfähigere Organisationen, die in der Lage sind, Chancen zu erkennen und Risiken in einem zunehmend komplexen Geschäftsumfeld zu managen. Da Klimafragen für die Geschäftsstrategie und -abläufe immer mehr an Bedeutung gewinnen, werden integrierte Risikomanagementansätze für einen nachhaltigen Geschäftserfolg unerlässlich sein.

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